Dyskalkulietherapie

Basierend auf einer aussagekräftigen Diagnostik und anhand von Art und Umfang der Rechenfehler bzw. der mathematischen Defizite wird die Therapie individuell auf jedes Kind zugeschnitten wird. Grundsätzlich holt die Therapie das Kind auf dem mathematischen Niveau ab, wo es beginnt, Fehler zu machen, Zahlraum, Zahlvorstellung und die Grundrechenarten nicht gesichert sind.

Eine Dyskalkulie ist ebenso wie die Legasthenie individuell verschieden ausgeprägt und betrifft vorwiegend die Mengen- und Zahlvorstellung sowie die vier Grundrechenarten. Zum Aufbau mathematischer Vorstellung und Rechenvermögens müssen bestimmte Entwicklungen im Kindesalter stattgefunden haben. Hierzu zählen frühe basisnumerische Fähigkeiten wie Mengen-, Größenerfassung und -vergleich, die Fähigkeit des Zählens, Zuordnens, der Zahlenrepräsentation sowie die spätere Ausbildung einer abstrakten Zahlraumvorstellung. Die aktuelle Fachliteratur geht davon aus, dass beim Störungsbild Dyskalkulie Entwicklungsdefizite in der mentalen Zahlrepräsentation und Zahlverarbeitung vorliegen. Dazu kommen nicht selten Defizite in der visuellen und der Raum-Lage-Wahrnehmung, der Rechts-Links-Orientierung, der motorischen Verarbeitung bzw. der Fingermotorik, ferner der Merkfähigkeit und des Arbeitsgedächtnisses. 
Am Beginn einer Dyskalkulietherapie steht Aufbau und Festigung der Mengen- und Zahlraumvorstellung bis 10, bis 20, bis 100. Mengen werden zunächst mit Hilfe von geeignetem Therapiematerial veranschaulicht, vergrößert und verkleinert, die Mengen den Ziffern zugeordnet und schließlich wird das Mengenmaterial systematisch geordnet und gelegt, um es schnell und ohne langwieriges Abzählen erfassen zu können. Die Mengenvorstellung wird erweitert durch den Zahlenstrahl, der eine Richtung zum Größeren und zum Kleineren vorgibt; der Unterschied zwischen Ordinal- und Kardinalzahlen wird bewusst gemacht. Auf dem praktischen Umgang mit konkreten Mengen und Zahlenstrahl bauen die vier Grundrechenarten Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division auf. Eine Mengenvorstellung ist die Grundlage einer Zahlraumvorstellung. Das Ziel ist letztlich die Entwicklung einer abstrakten Zahlraum- bzw. Zahlvorstellung, so dass ein Rechnen in den Grundrechenarten ohne konkretes Mengenmaterial möglich wird. Sukzessive erfolgt dann die Erweiterung des Zahlraums. 
Die Dyskalkulieherapie wird ergänzt durch Übungen zur Merkfähigkeit, zum logischen Denken, zur Kategoriebildung und Ordnung sowie zum strukturierten systematischen Arbeiten. Ebenso werden Aufmerksamkeit, Arbeitsgenauigkeit und die Vorstellung von Raum und Symmetrie anhand geeigneter Übungsmaterialien in der Therapie trainiert.
Während der Dyskalkulietherapie wird Wert darauf gelegt, die betroffenen Kinder und Jungendlichen emotional und im selbstbewussten Umgang mit ihrer Rechenstörung zu stärken. Auch hier wird angemessene Zeit für Gespräch und Information eingeplant, damit der Leidensdruck gemindert, Therapieziele gesteckt und -erfolge bewusst gemacht werden können.

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